Technisches Schauobjekt
 
 

Das Technische Schauobjekt in Hermsdorf /Thüringen

Kulturgut Standort Engagement für ein einmaliges Objekt - Dem Verein für Regional- und Technikgeschichte e.V. ist es Anfang der 1990-er Jahre gelungen, den 40kW-Großmesssender der HESCHO als Technisches Denkmal in die Liste schutzwürdiger Objekte aufzunehmen.
Der Sender war 1990 letztmalig für die Prüfung von Erzeugnissen in Betrieb. Eines der erklärten Ziele des Vereins ist es, den Sender funktionsfähig zu warten und der interessierten Öffentlichkeit die Zugänglichkeit zum Sender zu ermöglichen. Unter großem persönlichen Einsatz von Freunden und Mitgliedern des Vereins, vorwiegend Spezialisten der Hochspannungstechnik, Elektrotechnik und Keramik, ist es möglich geworden, den Sender für informative Führungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Angebote

  • Führungen durch den 40 kW-Großmesssender mit technischen Erläuterungen.
  • Kurzer Abriss zur Geschichte der HESCHO/Keramischen Werke Hermsdorf (KWH) bzw. zur Entwicklung der Technischen Keramik am Standort Hermsdorf.
  • Bei Bedarf kann eine Vorführung eines Isolatoren-Überschlages mittels einer 100kV-Wechselspannungsanlage gezeigt werden.
  • Jährlich zum Straßenfest „Alte Regensburger Straße“ in Hermsdorf ist das Schauobjekt geöffnet.

Standort und Ansprechpartner

Der Großmesssender befindet sich an seinem Originalstandort, im Erdgeschoss eines heute als Ärztehaus genutzten Gebäudes in der Eisenberger Str. 81 in Hermsdorf. Ein Ortsplan ist im Impressum zu finden.

Ansprechpartner für das Technisches Schauobjekt:
⟹ Volker Herrmann (Vorsitzender), Tel. 036601 83357, Mail: vorstand(at)vrtg.de
⟹ Peter Sperrhake (Vorstandsmitglied), Tel. 036601 42200 oder 0173 8463846, Mail: sperrhake(at)vrtg,de

 


40 kW-Großmesssender

Diese Anlage - von der Münchner Firma Rohde & Schwarz konstruiert und gebaut - ging im Juli 1941 in der HESCHO in Betrieb. Dem war damals eine interessante technische und von zufälligen persönlichen Begegnungen geprägte Entwicklung vorausgegangen, die eng mit dem Entstehen der Firma Rohde & Schwarz verbunden ist.

Großmesssender 1 Großmesssender 2
Bild links: Prüfhalle des Technischen Schauobjektes mit den Hochspannungsspulen

Bild rechts: Die glühenden, wassergekühlten Endstufenröhren

Eine wissenschaftlich-technische und historische Beschreibung ist auf der Seite
40 kW-Großmesssender
 inerhalb unserer Website zu finden.

 
Großmesssender 3 Großmesssender 4
Bild links: Die glühenden Röhren der Oszillator-Vorstufe

Bild rechts: Besucher in der Prüfhalle

Die Erfüllung der Prüfanforderungen war aufs Engste mit der räumlichen Anordnung der Anlage verknüpft. Diese musste so gewählt werden, dass die Hochspannungsspulen und der Sender in getrennten Räumen untergebracht werden konnten. Die Höhe des Prüfraumes musste sich nach der Größe der Hochspannungsspulen und der Prüfobjekte richten. Gleichzeitig war zu gewährleisten, dass das Bedienpersonal bei hinreichendem Abstand vom Prüfobjekt eine gute Übersicht behält. Daher wurde eine Raumanordnung gewählt, bei der die erforderliche Prüfraumhöhe durch Weglassen einer Hälfte der Etagendecke erreicht wurde. Auf der halben Etage ist am Geländer das Bedienpult für die Gesamtanlage installiert . Im Raum unterhalb der Bühne sind Hochspannungsgleichrichter und Sender so untergebracht, dass die Schalttafel als Vorderfront des Senders in die Trennwand zwischen Sender Prüfraum eingelassen ist. Der gesamte Raum ist mit Aluminiumblech verkleidet und die Fenster sind mit abnehmbaren Metallgittern abgeschirmt. In diesem Originalzustand ist die Anlage im ehemaligen HF-Labor und heutigem Ärztehaus in der Eisenberger Str. 81 vorhanden.

 

40-kW-Großmesssender – heute und Geschichte

Unser Verein betreut im Technischen Schauobjekt die historische Technik des „Senders“, der von der Münchener Firma Rohde & Schwarz konstruiert und gebaut wurde und im Juli 1941 in der HESCHO in Betrieb ging. Dem war damals eine interessante technische und von zufällig persönlichen Begegnungen geprägte Entwicklung vorausgegangen, die eng mit der Entstehung der Fa. Rohde & Schwarz verbunden ist.

Leider darf der Sender, trotz metallischer Auskleidung der Halle (Faradayscher Käfig) nicht in Betrieb genommen werden. Strahlungsmessungen ergaben zu hohe Hochfrequenz-Pegel außerhalb des Objektes und somit eine Gefährdung von medizinischen Einrichtungen im und um dem Gebäude. Wir werden aber den Heizkreis der Vakuumröhren wieder in Betrieb setzen um interessantere Ansicht der Elektronik im Technikraum für Besucherführungen zu erreichen.

Die Vorgeschichte

Mit Beginn der 30er Jahre machte die Hermsdorfer "Porzellanfabrik" einen Strukturwandel zum "Keramischen Werk" durch. Neben dem klassischen Werkstoff Porzellan traten das Steatit und in den Folgejahren eine Vielzahl keramischer Sonderwerkstoffe und daraus gefertigter Bauelemente auf. Vor diesem technikhistorischen Hintergrund kam es im Herbst 1932 zu einem Schlüsselerlebnis, als die Herren Dr. Rohde und Dr. Schwarz nach Abschluss ihres Doktorexamens an der Universität Jena mit Obering. Hans Handrek von der HESCHO zusammentrafen. Er berichtete ihnen, das er zusammen mit Dr. Rath in Hermsdorf neue keramische Werkstoffe entwickelt habe, die bei Hochfrequenz enorm niedrige dielektrische Verluste hätten, das aber alle in- und ausländischen Institute, denen Handrek Werkstoffproben zugesandt hatte, unterschiedliche Verlustfaktoren gemessen hatten. Die Herren Dr. Rohde und Dr. Schwarz, reich an messtechnischen Erfahrungen, konnten bereits nach kurzer Zeit sehr genaue Messwerte liefern. Obering. Handrek konnte weitere Arbeitsaufträge zusichern. Diese zur Zeit wirtschaftlicher Depression von der Industrie gebotenen "Arbeits-beschaffungsmaßnahme" ermutigte die beiden Herren Doktoren dazu, ein eigenes gemeinsames Labor zu gründen, das am 17. November 1933 in München als Physikalisches - Technisches Entwicklungslabor (PTE) Dr. Rohde & Dr. Schwarz gewerbepolizeilich angemeldet wurde. Bereits zur Leipziger Frühjahrsmesse 1934 zeigte das PTE auf dem Messestand der HESCHO erste Messgeräte, u.a. einen Ultrakurzwellensender und Messkreis zur Ermittlung des dielektrischen Verlustfaktors für die Keramikwerkstoffe Calit und Calan. Dadurch wurden auch andere Unternehmen wie Siemens, Telefunken und Lorenz auf die junge Münchner Firma aufmerksam. Resultierend aus der Notwendigkeit Isolatoren, Durchführungen und Kondensatoren mit Hochspannung hoher Frequenz zu prüfen, wurde im Juli 1941 in der HESCHO ein 40 kW-Großmesssender in Betrieb genommen, der von der Münchner Firma Rohde & Schwarz konstruiert und gebaut wurde. Die Erfüllung der Prüfanforderungen war aufs Engste mit der räumlichen Anordnung der Anlage verknüpft. Diese musste so gewählt werden, das die Hochspannungsspulen und der Sender in getrennten Räumen untergebracht werden konnten. Die Höhe des Prüfraumes musste sich nach der Größe der Hochspannungsspulen und der darüber anzubringenden Prüfobjekte richten. Gleichzeitig war zu gewährleisten, das das Bedienungspersonal bei hinreichendem Abstand vom Prüfobjekt eine gute Übersicht behält. Auf der halben Etagendecke ist am Geländer das Bedienpult für die Gesamtanlage installiert. Im Raum unterhalb der Bühne sind Hochspannungsgleichrichter (Netzteile) und der Sender so untergebracht, das die Schalttafel als Vorderfront des Senders in die Trennwand zwischen Sender- und Prüfraum eingelassen ist. Eine Metalltür trennt beide Räume. Der gesamte Raum ist mit Alu-Blech verkleidet und die Fenster sind mit abnehmbaren Metallgittern geschirmt, um eine Strahlung der Anlage nach außen und damit eine Störung der Umgebung zu verhindern (sogenannter "Faradayscher Käfig").

In diesem Originalzustand ist die Anlage auch heute noch im Gebäude zwischen ehemaligen Kulturhaus und "weißem Haus" vorhanden und war nur in dieser räumlichen Einordnung funktionstüchtig.

Eckdaten des Technisches Schauobjektes: „40 kW – Großmesssender“
Art: Anerkanntes technisches Denkmal
Typ: Sender mit Gegentakt-Röhrenendstufe und Hochspannungsspulen zur Messung und Prüfung von technischen Produkten
      (z.B. Isolatoren und Keramikteile) auf Spannungsfestigkeit bis 500 kV
      im Hochfrequenzbereich 300 kHz, 1 MHz und 10 MHz.
Baujahr: 1938 bis 1941
Konstrukteure: Dr. Rohde und Dr. Schwarz
Hersteller: Physikalisches – technisches Entwicklungslabor Rohde & Schwarz München

Im Technischen Schauobjekt befinden sich noch zwei weitere Anlagen zur Erzeugung von Hochspannung.
 


Telefunken „3 Rzft Sender S290S“


Telefunken 1 Telefunken 3

Der Telefunken 3 Rzft Sender S290S, konstruiert im Jahre 1926, wurde als Sender für die damalige Schifffahrt im Frequenzbereich von 38 kHz bis 500 kHz und einer Leistung von 800 W entwickelt und auf Hochseeschiffen eingebaut. Im Objekt der HESCHO wurde er zum Testen und Messen von Produkten dafür mit einem externen Schwingkreis zur Auskopplung und Einstellung der Prüfspannung ausgestattet. Die Induktivität (ein Variometer) des Ausgangsschwingkreises wurde mit Keramikteilen aus der HESCHO hergestellt.

 
Telefunken 4 Telefunken 2

Auf den 4 Bildern ist zu sehen:

  • Sender mit dem Oszillator- und Vorstufen-Modul
  • Die externe Hochspannungsspule (ein Variometer) zur Erhöhung und Auskopplung der Prüfspannung
  • Das Netzteil mit 3-Phasen-Gleichrichtung und Gasentladungs-Dioden;
  • Sender und Hochspannungsspule mit Gittertür.

 


100 kV-Anlage mit Wechselspannung 50Hz


100 kV Anlage 1 100 kV Anlage 3 100 kV Anlage 4

Die Anlage besteht aus einem invers verwendeten Einphasen-Spannungswandler, welcher eigentlich zu Messzwecken an Hochspannungsanlagen der Energieversorgungstechnik verwendet wird [1]. Dieser wird "verkehrt herum" betrieben, in die sekundäre Wicklung werden 0 bis 220 V Netzspannung eingespeist und in der Primärwicklung auf bis zu 100 kV Wechselspannung transformiert. Die Regelung der primären Spannung erfolgt durch einen motorgesteuerten Trenntransformator von 0 bis 220 V. Die Steuerung erfolgt über ein Steuerpult in der oberen Etage. Dieses verfügt über verschiedene Sicherheitsstufen und Meßeinrichtungen.

 
100 kV Anlage 2

Diese Anlage ermöglicht es, unseren Besuchern elektrische Überschläge mit ansehnlicher Plasmabildung vorzuführen. Den 40 kW-Großmesssender dürfen wir für diesen Zweck nicht mehr in Betrieb setzen, da der Faradaysche Käfig der Laborhalle für die heutige Zeit nicht genügend Abschirmung der hochfrequenten Strahlung bietet.

[1] Klitscke, Bruno: Hochspannungsgeräte, Verlag Technik Berlin, 1952



Autor: Peter Sperrhake, 01/2025
Quellen: Auszüge aus diversen Texten und Aushängen des VRTG e.V. aus dem Technischen Schauobjekt. Diese stammen von Karl-Eduard Knaf †, Hans Reuter † und Friedmar Kerbe.
Fotos: Peter Sperrhake