Keramikstandort
 
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Friedmar Kerbe und GLAUX-Verlag Jena  - Buchempfehlung
 
Die Entwicklung des Keramikstandortes Hermsdorf und seine Beziehungen zur Region Jena 1890-1945

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Seite 2 - Die Delta-Glocke


Anmerkungen und Quellen auf Seite 7

Die ursprünglich zur Elektroenergieübertragung eingesetzten Isolatoren zeigten aber Unzulänglichkeiten: Durchschläge des Porzellans und Überschläge infolge atmosphärischer Einflüsse störten die Energieübertragung. Es bedeutete daher einen außerordentlichen Fortschritt, als etwa zeitgleich 1896/97 in der Paderno-Glocke in Italien und in der Delta-Glocke in Deutschland grundsätzlich neue Formen von Hochspannungsisolatoren entstanden.
Insbesondere die Delta-Glocke (Bild 5) bildete einen Markstein in der Entwicklung von Hochspannungs-Stützenisolatoren.

 
Bild 5: Delta-Glocke Bild 5: Delta-Glocke

Sie wurde 1897 von Professor Robert M. Friese [6], Oberingenieur und Chef der Wechselstromabteilung der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & Co. Nürn­berg, zusammen mit der Porzellanfabrik Hermsdorf als Isolator Nr. 358 entwickelt und durch Patente im In- und Ausland geschützt [7]. Die Delta-Glocke stellt den ersten auf wissenschaftlicher Basis konstruierten Hochspannungs-Freileitungs-Isolator dar, der in den Folgejahren konsequent bis zum Tridelta-Isolator weiterentwickelt wurde. Diese Entwicklung fand 1920 mit der Normung der Delta-Isolatoren bis 35 kV durch den VDE einen gewissen Abschluss [8]. Bei stilisierter Betrachtungsweise zeigt diese Entwicklung gleichz­eitig hinsichtlich der Gestalt der schirmartig ausgebreiteten Mäntel den Übergang vom Delta- zum Tridelta-Isolator und damit den technikgeschichtlichen Ursprung der Entwicklung des Warenzeichens der Porzellanfabrik Hermsdorf bis zu dein der späteren Keramischen Werke Hermsdorf (KM) und den Firmenlogos der TRIDELTA in der Nachwendezeit [9] (Bild 6).

 
Bild 6: Entwicklung des Warenzeichens Bild 6: Entwicklung des Warenzeichens

Mit Erfindung der Delta-Glocke war ein rascher Aufschwung der Hermsdorfer Fabrik verbunden. Millionen dieser Isolatoren wurden ins In- und Ausland geliefert. Die »Hermsdorf-Nummern«, beginnend mit der Reihenbezeichnung J1380, wurden von den Elektrotechnikern häufig als allgemein bekannte Weltsprache zur Ver­ständigung über die Größe von Hochspannungs-Isolatoren benutzt.
1904 erschien im Auftrag der Porzellanfabrik Hermsdorf-Klosterlausnitz Prof. Frieses Werk »Das Porzellan als Isolier- und Konstruk­tionsmaterial in der Elektrotechnik« (mit besonderer Berücksichti­gung des Leitungsbaues)[10]. Diese Monografie, unter maßgeblicher Mitarbeit u. a. von Oskar Arke entstanden, fasste erstmals den Ent­wicklungsstand zum Elektroporzellan zusammen und galt als Standardwerk für zukünftige Entwicklungen.
Schon 1901 entstand in Hermsdorf ein verhältnismäßig ausgedehntes Hochspannungs-Prüffeld, das, bedingt durch Erhöhung der Betriebsspannungen und Vergrößerung des Produktionsumfangs, in den Folgejahren weiter ausgebaut wurde. 1905 bis 1906 wurde das erste Freiluft-Versuchsfeld auf dem Dach des alten Prüffeldes errichtet (Bild 7). Der systematische Ausbau Hermsdorfer Versuchs- und Prüffelder setzte sich dann 1913 mit einem Versuchsfeld für 500 kV fort (Bild 8, Tafel 1).

 
Bild 7: Erstes Freiluft-Versuchsfeld
von 1905/1906

Bild 8: "Altes Versuchsfeld" von 1913
Bild 7: Erstes Freiluft-Versuchsfeld Bild 8: Altes Versuchsfeld von 1913
 
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